Das Her Damit Festival auf Rügen – Ein Nachbericht

Auch dieses Jahr machten wir uns zum ersten Festivalbesuch des Jahres auf zur Ostseeinsel Rügen, wo vom 8. bis zum 10. Mai das Her Damit zum zweiten Mal stattfand. Neben den älteren Urlaubern, die die Insel zu der Zeit vornehmlich zum vorsaisonalen Kurbesuch nutzen, sah man also an diesem Wochenende auch viele Festivalgänger von den umliegenden Jugendherbergen und Hotels zum Gelände laufen.
Den Ort Prora dominiert der kilometerlange „Koloss von Prora“ entlang der Ostseeküste, der damals von den Nationalsozialisten als Massenabfertigungsanlage zur Erholung von deutschen Arbeitern in Auftrag gegeben wurde und im weiteren Verlauf eine wechselvolle Geschichte erlebte. Ab 2011 wurde der Nordteil des gigantischen Baus als Jugendherberge genutzt und seit letztem Jahr tragen auch die Veranstalter des Her Damit-Festivals einen großen Teil dazu bei, den Ort mit neuen positiven Ereignissen in Verbindung zu bringen, ohne dabei seine Historie zu vergessen.

Beim diesjährigen Line-Up blieben die Veranstalter wieder bei einer persönlichen Handschrift und der musikalischen Fasson, bei der kein Artist nur aus Namensgründen gebucht wird. Auf der Wiese, auf der sich die größte Outdoor-Bühne befand, spielten Karocel, Oliver Schories, Grizzly, Job Jobse oder Schleppgeist. Auf der Ruine ging es techno-lastiger zu: Hier gab es am Samstag beispielsweise das Ilian Tape Showcase mit Regen, Dario Zenker b2b Stenny, Andrea und Philipp von Bergmann zu hören, das wohl von Stimmung und Musik her zu den Höhepunkten zählte. Leider kurzzeitig unterbrochen durch einen Platzregen, der die Menschen von der ungeschützten Ruine wegfegte. Einen besonders schönen Nebeneffekt hatte die Ruine aufgrund ihrer Lage direkt vor einem leer stehenden Teil des „Kolosses von Prora“, da Michael Acapulco in der Nacht auf der Wand wieder seine wunderbare Visual-Kunst entfalten konnte.

In der großen Halle des Speichers spielten einige der bekannteren Artists wie tIni, Dionne & Moomin Roman Flügel, Italo Johnson und Mike Huckaby. Allerdings konnte diese trotz der namhaften DJs selten gefüllt werden, denn die Leute wichen eher auf die zwei Floors im Inneren des Gebäudekomplexes aus. Das Kabinett und der Bunker (hier z.B. Fjaak, Levon Vincent, Oliver Deutschmann, Uncanny Valley, Marcel Fengler) waren dieses Jahr neu hinzugekommen und ließen aufgrund ihrer kleineren Größe schneller Stimmung aufkommen, als der mehrere tausend Leute fassende Raum des Speichers.

Leider bekam man die zwei Wochen, die das Her Damit-Festival früher stattfand als letztes Jahr, vom Wetter her merklich zu spüren. Die Sonne ließ sich nur selten blicken und der Bahnstreik tat sein Übriges, sodass viele Besucher, die bereits eine Karte gekauft hatten, doch nicht anreisten. Für die Anwesenden lohnte sich die Fahrt jedoch umso mehr, denn sie kamen trotz Regen voll auf ihre Kosten. Das Publikum war insgesamt sehr entspannt und freundlich und die Veranstalter hatten sich alle Mühe gegeben jeden Kritikpunkt anzugehen, der nach dem Auftakt im letzten Jahr aufgekommen war. Das Security-Personal wurde komplett ausgetauscht und die Bars voll besetzt, sodass man praktisch nie auf seine Getränke warten musste. Die Foodtrucks wurden dieses Mal alle auf der Wiese gegenüber dem Eingang zur Jugendherberge angesiedelt und übertrafen von der Qualität her, nicht nur gemessen an anderen Festivals, weit den Durchschnitt.


Fotos: Nadia C. Cortellesi

 
Alles in allem können wir definitiv sagen, dass wir uns auf ein Wiedersehen an Ort und Stelle im nächsten Jahr freuen und einzig auf besseres Wetter und in der Folge auf mehr Besucher hoffen.


Video: Michael Strahl