Interview: Nalan381

Bei der Band Nalan381 kann man sich schon mal wundern, dass solche wunderbaren Klänge aus dem „Plastic Jungle and Indie RnB“-Kosmos in der eigenen Stadt entstehen. Wir sprechen darüber mit Nalan Karacagil und Nik Graf, die ihre gesamte Leidenschaft und Zeit in dieses gemeinsame Projekt stecken.
 

In München bekommt man ja recht schnell voneinander mit, wenn man sich in einem ähnlichen künstlerischen Feld bewegt. Wusstet ihr schon vor eurer ersten Begegnung, was der jeweils andere macht?

Nalan: Angefangen gemeinsam Musik zu machen haben wir im Februar 2014. Wir haben uns schon mehr als ein Jahr davor kennengelernt, aber zu dem Zeitpunkt wusste ich noch gar nicht wirklich, was Nik macht. Ich kannte Ebru schon, die mit Nik schon länger unter dem Namen Ebow arbeitet, aber mehr wusste ich nicht über ihn und er auch nicht über mich. Nik war schon immer im Bereich der Musik tätig, ich war davor in zwei Bands.

Wie sah euer musikalischer Werdegang vor Nalan381 aus?

Nalan: ich habe in einer fünf-köpfigen Band gespielt und nebenbei ein elektronisches Projekt zu dritt gehabt. Wir haben uns öfters zum Musik machen getroffen und auch Auftritte gehabt, aber nie ernsthaft in Erwägung gezogen damit groß rauszukommen. Das war schon mit der ersten Band so, wo wir zu Beginn noch Teenager waren. Irgendwann stellt sich die Frage: Wollen wir mehr oder nicht? Die Hälfte der Band hat dann angefangen zu studieren und so hat es sich dann irgendwann verlaufen.

Nik: Ich war erst Assistent bei verschiedenen Leuten, die zum Teil im größeren Stil Musik verlegt haben und habe mich dann selbstständig gemacht. Man könnte mich vielleicht als „Multi-Music-Manager“ bezeichnen.

War bei Nalan381 gleich zu Beginn der Entschluss da zu gleichen Teilen sichtbar aufzutreten? Nik, du hättest ja auch beispielsweise im Hintergrund agieren können wie bei deinem Projekt mit Ebow.

Nalan: Ja, eigentlich schon. Ich kenne das gar nicht anders, denn ich war immer in einer Band womit ich bisher nur gute Erfahrungen gesammelt habe. Wir haben eine sehr gute Freundschaft, was für mich auch ein wichtiger Punkt in der Zusammenarbeit ist, denn es ist wichtig sich auch auf der menschlichen Ebene zu verstehen.

Wie fing es mit Nalan 381 an?

Nik: Wir haben uns für einen ersten Test spontan in einem Studio eines befreundeten Toningenieurs getroffen, als wir noch gar nicht vorhatten ein gemeinsames Projekt zu starten.

Nalan: Bei einem weiteren Treffen haben wir uns dann bewusst hingesetzt und uns gegenseitig gezeigt, was wir gerne hören und was wir schon gemacht haben. Kurze Zeit später haben wir unseren ersten Song „vision“ innerhalb eines Tages aufgenommen.

Nik: Das war unser Startmoment, wo wir gleich gemerkt haben: Genau da müssen wir jetzt ansetzen. Von diesem Zeitpunkt an haben wir uns mindestens 2 oder 3 Mal die Woche getroffen, um zusammen Musik zu machen.

An was arbeitet ihr im Moment?

Nik: Derzeit versuchen wir unsere Sachen zu vermarkten und etwas bekannter zu werden. Wir überlegen uns, wo die Reise hingehen soll und ob wir das alles in Zukunft noch alleine machen werden.

Könnt ihr euch vorstellen mit einem Label zusammenzuarbeiten?

Nik: Ein potentieller Partner muss perfekt passen, weil wir schon viel Geld, Zeit und Leidenschaft in dieses Projekt gesteckt haben. Es steht allgemein die Entscheidung an, ob wir überhaupt mit jemandem zusammenarbeiten wollen und wenn ja, mit wem. Wir haben derzeit noch viele unvollendete Songs, an denen wir weiterarbeiten wollen und die Frage ist nun, wie gehen wir an die nächsten Songs und an ein Album ran. Das hat sich alles so entwickelt: Von „vision“ das innerhalb eines Tages fertig war bis hin zu Songs, an denen wir wochenlang gearbeitet haben und fast verzweifelt sind, es aber doch noch hinbekommen haben. Unserer Arbeitsweise ist nicht mehr so spontan wie am Anfang und man überlegt sich jetzt gründlicher welche Schritte folgen werden.

Nalan: Wir sind uns aber in diesen Belangen recht einig, denn wir haben uns geschworen, dass wir nichts auf eine Platte nehmen wollen, hinter dem wir nicht zu 100% stehen. Deswegen bräuchten wir einfach jemanden, der gut zu uns passt, der unser Partner wird und, der uns versteht. Wir wollen natürlich weiterhin nur das machen, auf das wir Lust haben und ein Label muss das im Idealfall respektieren.

Nik: Es gibt ja verschiedene Arten von Labels: Große Labels, die relativ viel vorschreiben und sich auch in die Musik einmischen und die kleineren, die die Band so gut finden wie sie ist und sich eher auf Artwork, Marketing und Vertrieb konzentrieren. Wir probieren ja derzeit viel aus, wir machen Fotos, Videos, alles Sachen, die Teil unseres Marketings sind und wo wir austesten wollen, wohin die Reise geht. Besonders auch im visuellen Bereich, denn unsere Energien haben wir bisher hauptsächlich in die Musik gesteckt. Wir brauchen einfach noch Zeit, um selber zu wissen, wo wir hingehören.

Wer macht eure Videos und Fotos?

Nalan: Uns ist es sehr wichtig zu erwähnen, wie viel unsere Freunde uns unterstütz haben indem sie Videos und Fotos für uns machen oder Texte schreiben. Wir haben einige Teaser mit Jessica Dettinger gedreht, im in denen man unsere Vorstellung von Ästhetik sieht. In Zukunft planen wir auch Videos selber zu machen, Nik kennt sich da ganz gut aus. Zusammen klappt das immer gut: Konzept erstellen, Drehbuch schreiben, aufnehmen, schneiden. Das trauen wir uns auf jeden Fall zu. Wir haben bisher auch bei jedem Video bei der Ideengebung mitgemischt. Zum Beispiel bei unserem letzten Video zu „eye2eye“, da haben wir uns gemeinsam mit den Regisseuren hingesetzt und es erarbeitet.


Video: Stef Zins

Nik: Das „vision“-Video und die Teaser haben wir in Zusammenarbeit mit jeweils einem Künstler produziert. Schnitt, Kameraaufnahmen und das Storyboard sind allerdings Dinge, bei denen wir viel mitbestimmen. Das Bei „vision“ haben wir beispielsweise eng mit meiner Schwester Rosanna Graf zusammengearbeitet. Erst wollten wir nur Fotos machen, aber dann haben wir spontan ein Video drangehängt. Da haben wir ihr die Regie und die Kamera komplett überlassen, wir waren nur die Darsteller, aber es hat super funktioniert.

Nalan: Die Kombination war super. Zwei, drei Tage vorher ein paar Ideen zusammengetragen, Outfits zusammengesucht, den Drehort beschlossen und dann an einem Tag gedreht.

Nik: Mit dem Video lebt der Song total auf. Man sieht die Bilder am Pool – Nalan mit ihren wehenden Kleidern – und es wird ein ganz bestimmtes Feeling vermittelt. Das erste Video hat auch sehr viele Leute auf uns aufmerksam gemacht.


Video: Rosanna Graf

War das „Vision“-Video also ein Wendepunkt für euch?

Nalan: Ja, wir konnten es kaum erwarten das Video herauszubringen, das war im August 2014.

Nik: Wir hatten zu dem Zeitpunkt schon viele fertige Songs, aber wir wollten noch keine EP veröffentlichen, sondern noch etwas warten und die Sachen ausfeilen. „vision“ war aber von Anfang an genauso wie wir es wollten. Später kam zwar noch etwas Kritik, dass der Song und das Video nicht so ausgearbeitet sind, wie es hätte sein können, aber ich denke das ist klar, denn wir haben für beides nur einen Tag verwendet. Klar ist es nicht bis zum Äußersten ausgefeilt, aber es war uns wichtig einen ersten Eindruck von uns zu vermitteln, der nicht perfekt sein muss.

Nalan: Das Bauchgefühl spielt eine riesige Rolle, für uns war es einfach schon im Kasten. Wir wollten damit nicht mehr warten und waren so euphorisch, weil wir unsere Musik mit den Leuten teilen wollten.

Nik: Es hat dann fast ein Jahr gedauert bis der perfekte Zeitpunkt kam die ersten Sachen zu veröffentlichen. Alle hatten schon darauf gewartet, weil wir unser Projekt schon länger angekündigt hatten. Dabei ging es auch um Partner oder Journalisten, die Artikel über uns geschrieben haben oder uns eingeladen haben in ihre Sendungen zu kommen. Auch um die ersten Konzerte, die wir gespielt haben. Die warten natürlich auf eine erste EP, nachdem sie das Video gesehen hatten.

Nalan: Der kreative Prozess hört nie auf, man merkt uns glaube ich an, dass wir sehr diszipliniert sind, Künstler hin oder her. Wir denken jetzt schon ans Album und ruhen uns nicht aus, auch wenn wir nebenbei unser Leben leben, aber die Musik bleibt der Mittelpunkt. Ich kann es jetzt schon kaum erwarten neue Sachen aufzunehmen.


Video: Anna-Sofie Lugmeier, Eva-Maria Müller

Wie habt ihr für die nähere Zukunft geplant?

Nalan: Dieses Jahr spielen wir noch in München und im nächsten Jahr haben wir bereits Konzerte in anderen Städten geplant. Ansonsten werden wir neue Videos, die zweite EP und natürlich die Arbeit an einem Album angehen.

Habt ihr das Gefühl, es ist in München einfacher etwas zu finden, weil es in Berlin viel mehr kreativen Input gibt?

Nalan: Definitiv. Für mich ist es wie ein riesiges Becken an Kreativen, die alle ähnliche Ziele verfolgen. Entweder es läuft gar nichts oder man wächst an so einer Erfahrung. Ich glaube man bekommt auch ein Gespür für ganz neue Stimmungen, denen man in München, wo es keinen derartigen kreativen Nährboden gibt, nicht begegnet. In München ist es dagegen viel leichter auf sich aufmerksam zu machen.

Nik: Es ist ein großes Ziel für uns aus München herauszukommen, was sicher nicht einfach sein wird. In München ist es nicht gerade schwer die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wenn man ein gutes Projekt hat und die richtigen Schalter drückt. Wir haben jetzt die ersten Konzerte in Traunstein und Fürstenfeldbruck, aber der Schritt in Berlin oder Hamburg zu spielen ist natürlich ein großes Ziel für eine Band aus München. Diese Hürde werden wir schaffen, sie ist aber auch verbunden mit Dingen, worüber wir uns noch gar nicht im Klaren sind. Das wird sich alles noch zeigen.

Wie sah die Zusammenarbeit mit Jessica Dettinger von Form of Interest. aus?

Nalan: Das waren die Teaser-Videos für unsere EP, aber auch generell ein schöner kreativer Austausch und eine Freundschaft, die daraus entstanden ist. Jessica ist auf uns aufmerksam geworden und hat mich angeschrieben. Als wir uns getroffen haben, haben wir ihr davon erzählt, dass wir bald eine EP veröffentlichen bei der wir mit der Idee von Teasern spielen und dann gings auch schon los. Nach ein paar Treffen stand unser Konzept und die Teaser sind als Kollaboration zwischen uns entstanden.


Video: Form of Interest. & Nalan381

Könnt ihr euch Zusammenarbeiten mit weiteren Künstlern vorstellen?

Nalan: Auf jeden Fall, unsere Videos verweisen ja bereits darauf. Die Schwester von Nik ist Absolventin der Kunstakademie in Hamburg und auch das „gitme“-Video wurde von Kunststudenten in Wien gedreht. Jessica ist aus dem Modebereich und macht mit ihrem Freund zusammen Installationen im Labor für magischen Realismus. Ich habe auch früher selber Ausstellungen in einem Kollektiv zusammen organisiert. Aber mir ist es wichtig, dass man das Augenmerk auf eine Sache legt, weil sich beides schwer miteinander verbinden lässt, ohne dass ein Bereich darunter leidet.

Live ist Nalan381 als nächstes am 26.12. bei Konta in Fürstenfeldbruck, am 05.01. beim Puls Club-Festival in Traunstein, am 31.03. im Monarch in Berlin und am 13.04. im Unterdeck in München zu sehen.