Elfriede Jelinek Spezial an den Kammerspielen

Noch nie schreckte die Schriftstellerin Elfriede Jelinek davor zurück, ihren Unmut über die gegenwärtigen Verhältnisse als zentrales Thema in ihren Werken zu artikulieren. Nach so komplexen Inhalten wie der Rolle der Frau oder der kollektiven Verdrängung der NS-Vergangenheit beschäftigt sie sich nun schon seit Längerem mit der aktuellen Flüchtlingspolitik, die Humanität nicht unbedingt an prominenter Stelle vermuten lässt. Drei Jahre ist es mittlerweile her, dass sie ihren Text „Die Schutzbefohlenen“ fertigstellte. Zu einem Zeitpunkt, an dem Bilder von Bootsunglücken vor Lampedusa um die Welt gingen. Seitdem nehmen Ereignisse in diesem Zusammenhang kein Ende und auch Jelinek hörte nicht auf zu schreiben, sie dokumentierte den Umgang mit der Flucht in vier nachfolgenden Stücken zu den „Schutzbefohlenen“.

Ihr unermüdliches Engagement sowie der nahende 70. Geburtstag geben Anlass für ein vier-tägiges Jelinek-Spezial an den Kammerspielen. Dabei wird erneut ihr Stück „Wut“ in der Inszenierung von Nicolas Stemann aufgeführt, das sich mit eben jenem Gefühl auseinandersetzt, das wohl die Attentäter von Paris zu ihren Anschlägen auf die Redaktionsmitglieder der Satirezeitschrift Charlie Hebdo verleitete, was aber auch im Stimmengewirr deutscher Wutbürger herauszuhören ist. Zudem ist am Donnerstag eine Podiumsdiskussion „Refugee Protest“ zu den letzten drei Jahren Fluchtgeschichte geplant sowie eine Marathon-Ur-Lesung der „Schutzbefohlenen“ am Freitag. Hier geht’s zum detaillierten Programm.

05.10. – 08.10.2016
Münchner Kammerspiele, Maximilianstraße 26
Eintritt: Ab 10€ im Vorverkauf

 
Fotos: Thomas Aurin