"25 Jahre Ostkreuz" im Kunstfoyer

Die Erfolgsgeschichte der Fotografenagentur Ostkreuz, die sich 1990 nach dem Vorbild der legendären Agentur Magnum Photos in Paris gegründet hat und heute als renommiertestes Fotografenkollektiv Deutschlands gilt, kann man aktuell im Kunstfoyer verfolgen. Nach Stationen in Paris, Marseille und Schwerin wurde die Ausstellung auch in München realisiert und zeigt die besten Arbeiten aus 25 Jahren Ostkreuz sowie die DDR-Fotografien der Agenturgründer.

Zu dem Zeitpunkt der Agenturgründung war die Mauer schon gefallen, Deutschland aber noch geteilt. Die beteiligten KünstlerInnen wollten sich gemeinsam für das wappnen, was vor ihnen lag. Den Namen gab die S-Bahnstation Ostkreuz, die den Osten Berlins mit der ganzen Stadt verbindet. Vom Osten aus in alle Richtungen, das war auch der Plan der Fotografen. Mit ihrer Ausstellung „Die Stadt – vom Werden und Vergehen“ war die Berliner Fotografenagentur Ostkreuz 2010 schon einmal zu Gast im Kunstfoyer. Zum 25. Jubiläum der Agentur entstand die Ausstellung über das ganze fotografische Spektrum, die präsentiert, wie Ostkreuz das Medium Fotografie versteht und verhandelt.
Sie spannt dabei einen weiten Bogen: Zum einen zeigt sich in ihr die Auseinandersetzung der Agentur mit ihrer Stadt Berlin, deren Wandel und Widersprüche sie seit 25 Jahren beobachtet. So werden Nachwendebilder von der gewaltsamen Räumung besetzter Häuser in Ostberlin neben aktuelle Innenansichten großbürgerlicher Wohnungen im Westen gestellt, Polaroids aus der Zeit, als die Stadt fast täglich ihr Gesicht wechselte, neben Aufnahmen von Orten, an denen der Geist der Stasi bis heute gegenwärtig scheint. Die Ausstellung zeigt aber auch den ganz spezifischen Blick der Fotografen auf die Welt. Das kann eine Reportage zur globalen Jugendkultur Heavy Metal sein, ein Porträt des Internationalen Strafgerichtshofs oder eine Langzeitstudie zu historischen Gedenktagen, vom Prager Frühling bis zur ägyptischen Revolution.

Schließlich wird sich auch Bildern gewidmet, die auf den ersten Blick nicht leicht zu verorten sind und damit auch der Uneindeutigkeut der Welt Rechnung tragen. Archetypische Familienfotos etwa, die jedem Album entstammen könnten oder Gegenstände und Situationen, deren Rätsel auch durch die Abbildung nicht gelöst werden kann. In der Zusammenschau ergeben die künstlerischen und dokumentarfotografischen Serien der Werkschau ein buntes Mosaik aus verschiedenen Bildstilen und Herangehensweisen, die in ihrer Entstehungszeit mitunter prägend wirkten. So wird gleichzeitig auch die Entwicklung der Fotografie in den letzten 25 Jahren reflektiert – in Berlin, in Deutschland und darüber hinaus.

 
noch bis 15. Januar 2017
Kunstfoyer
Täglich von 09:00 – 19:00 Uhr
Eintritt frei

 

Fotos (von oben nach unten): Heinrich Völkel, Espen Eichhöfer, Tobias Kruse, Thomas Meyer